Mit jeder weiteren Single von Louisa Bücheler alias LOUA wird deutlicher, dass ihre so herrlich eingängig daherkommende Popmusik auf starke feministische Botschaften setzt. Ihre neue Single beginnt mit den Worten „Nein ist keine Frage“ und ist eine klare Referenz auf den in Verbindung mit Gewalt gegen Frauen oft benutzten Slogan „Nein heißt Nein“, der seit – bzw. erst seit 2016 auch im Sexualstrafrecht festgeschrieben ist.

Später in „Game Over“ heißt es: „Ich buchstabiere es noch für dich / N-E-I-N, capiche? / Und egal mit wem ich nach Hause geh / Ich weiß nur: DU bist es nicht“. Oder auch: „Das ist meine Körpersprache / das sind keine Signale / das heißt: Fuck off!“ LOUAs perfekt geschulte, charismatische, eigentlich oft sehr weiche Stimme verleiht diesen deutlichen Worten damit fast noch mehr Dringlichkeit. Man hört in diesem Kontrast zwischen Gesang und Text den Frust im Kern des Themas: EIGENTLICH sollte das doch allen, vor allem den Männern, schon lange klar sein. Doch die Realität sieht bekanntlich anders aus – sexuelle Übergriffe, Gaslighting und Gewalt gegen Frauen sind immer noch erschreckend weit verbreitet.

LOUA selbst sagt über „Game Over“: „So ziemlich jede Frau weiß wie es ist, sich gegen Sprüche wie ‚ein Freund ist kein Hindernis‘ oder ‚Komm schon, stell dich nicht so an‘, verteidigen zu müssen. Ein ‚Nein‘ aus dem Mund einer Frau wird ganz nach dem veralteten ‚Duden-Prinzip‘ Deutsch-Frau/Frau-Deutsch gerne mit Absicht falsch verstanden oder einfach als Einladung interpretiert. Denn wie lehrten uns Komiker der frühen 2000er? Das ‚Nein‘ aus dem Mund einer Frau heißt ‚Ja‘ und ein ‚Ja‘ wiederum ‚Nein‘.“ Der Song „Game Over“ sei „die Reaktion von mir auf diesen Umstand. ‚Nein ist keine Frage‘ – Nein heißt nein. Ganz besonders dann, wenn es um körperliche (Liebes-)Beziehungen geht.“ Aber auch emotionale Übergriffe passieren viel zu oft. LOUA sagt dazu: „Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen sich bemühen und sich aufdrängen, zwischen flirten und belästigen und zwischen nicht verstehen und nicht verstehen wollen. Das ich nicht mit jemandem nach Hause gehen möchte, ist kein Thema, das ich ausdiskutiere. Überzeugungskraft ist hier nicht gefragt. Ein ‚Nein‘ sollte genügen.“

Produziert und mitgeschrieben wurde „Game Over“ übrigens von Diamond-Platin-Gold ausgezeichneten Produzenten/Autoren Tobias Röger (Johannes Oerding, Max Giesinger) und Serhat Sakin (Madeline Juno, Glasperlenspiel). Außerdem sollte man wissen: Obwohl LOUA eine Newcomerin ist, ist sie keine Newcomerin im eigentlichen Sinne denn sie hat sich bereits anderweitig einen guten Namen gemacht. Live-Auftritte hatte sie schon etliche als Sängerin einer Coverband bestritten und dank ihres Gesangslehrers, der sie mit besagtem Tobias Röger bekannt machte, tauchte sie in die Welt der Songwriting-Camps ein. Dort lernte sie, kreativer Teil von modernen Popsong-Produktionen zu sein, die eben oft im Team entstehen. Sie war an internationalen Veröffentlichungen wie „New Heights“ von NOEP (#1 Airplay 2019 in Estland und ausgezeichnet mit dem Estonian Music Award) beteiligt oder „Knee Deep“ des Brasilianers FTampa. Außerdem schreibt sie für und mit Künstlern wie Yvonne Catterfeld, Vanessa Mai oder Julia Beautx sowie mit erfolgreichen deutschen Songwritern und Produzenten, unter anderem Jens Schneider, Jules Kalmbacher und Jumpa. Eine bei ihren zahlreichen Fans auf TikTok beliebte Clip-Reihe heißt deshalb auch „Songs, an denen ich mitgeschrieben habe“. 

Überhaupt ist es sehr interessant, LOUA bei TikTok zu folgen. Hier hat sie über 180 K Follower:innen und zahlreiche Videos, die belegen, was für eine tolle Sängerin und Texterin sie ist. Vor allem letzteres muss man bei TikTok erst einmal schaffen. LOUA schrieb und sang dort Songantworten auf Trennungslieder anderer, oder sie nahm sich ein Original, dass sie liebte und baute ihren eigenen Twist und ihre eigene Strophe dazu. Wie smart und toll das klingen kann, hört man zum Beispiel, wenn sie „Ich will nur, dass du weißt“ von SDP in einer positiven Version ansingt, „Still“ von Jupiter Jones zu einer Liebeserklärung wird, oder man dank LOUA mal hört, was die Frau so fühlt, über die Sido „Mit dir“ singt. Schön, dass man LOUAs Skills jetzt also endlich auch an eigenen Songs ablesen kann.