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Die Anfänge des Adventskalenders

Anders als das Weihnachtsfest ist der Adventskalender noch eine relativ junge Tradition. Seine Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert. Es gibt zwei unterschiedliche Formen: den, der sich über die gesamte Zeit des Advents erstreckt und den, der die letzten 24 Tage vor Weihnachten abzählt. Letzterer hat sich mittlerweile durchgesetzt und den "Konkurrenten", der zwischen dem 27. November und 3. Dezember beginnt, weitestgehend verdrängt.

Der Adventskalender soll das Warten auf den Heiligen Abend versüßen und war von jeher etwas ganz Besonderes. Ursprünglich wurde jeden Tag eine Kerze angesteckt, erst später entwickelte sich eine Form mit Geschenken. Zuerst kam dieser Brauch in lutherisch geprägten Kreisen auf, wurde aber langsam von allen christlichen Konfessionen übernommen.

Der erste selbst gemachte Adventskalender stammt aus dem Jahre 1851. Nachweislich hängten protestantische Familien täglich ein christliches Bild auf oder zeichneten 24 Striche an die Wand bzw. die Tür. Die Kinder durften dann immer einen Kreidestrich wegwischen. Bei den katholischen Gläubigen wurde beispielsweise jeden Tag ein Strohhalm in die Krippe gelegt, um dem Jesus Christi-Kind das Bettchen zu bereiten. Andere Formen waren zum Beispiel die Weihnachtsuhr, deren Zeiger sich immer weiter fortbewegten oder die Adventskerze, die immer bis zur nächsten Markierung abgebrannt wurde.

Die ersten gedruckten Adventskalender

1902 verkaufte die evangelische Buchhandlung "Friedrich Trümpler" den ersten gedruckten Adventskalender in Form einer Weihnachtsuhr mit zwölf Ziffern. Ab 1922 bekam sie weitere zwölf dazu und zeigte insgesamt 24 Felder an.

Gerhard Lang, ein Münchner Verleger, brachte 1903 einen klassischen Adventskalender auf einem Bogen Papier mit 24 Bildern zum Ausschneiden auf den Markt. Auf einem weiteren konnten die Kinder die ausgeschnittenen Motive aufkleben. Ein Jahr später legte das "Stuttgarter Neue Tageblatt" einen Adventskalender jeder Ausgabe bei.

Lang stellte ebenfalls eine etwas neumodischere Variante des Adventskalenders her: ein sogenanntes Christkindleinshaus, das mit Schokolade gefüllt werden konnte. Auf die Idee kam er, weil seine Mutter ihm jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit 24 Gebäckstücke auf einen Karton nähte und er ab dem 1. Dezember jeden Tag eins essen durfte.

Der Zweite Weltkrieg verändert die Weihnachtstradition

Im Nationalsozialismus wurde versucht, christliche Bräuche zu verdrängen. Der Adventskalender blieb zwar bestehen, veränderte sich jedoch. Das Hauptkulturamt gab während des Zweiten Weltkrieges einen eigenen Adventskalender raus, der schlicht als "Vorweihnachten" betitelt wurde. Er enthielt eine Auswahl von Märchen, nationalsozialistische Weihnachtslieder, Back- und Bastelanleitungen für nationalsozialistischen Christbaumschmuck in Form von Runen oder schwarzen Sonnen. Er ähnelte mehr einer Aufklärungs- und Propagandaschrift als einem Geschenk für Kinder. Am 1942 kamen zunehmend militärische Inhalte dazu, da sich die Lage an der Front verschärfte.

Moderne Adventskalender mit Schokolade und Co.

Die Idee von Lang wurde nach dem Krieg leicht abgewandelt. Zunächst erschienen Adventskalender-Bögen mit Türchen zum Aufmachen. Hinter diesen versteckte sich ein passendes weihnachtliches Motiv. Später wurden hinter den 24 Türchen neben den Bildern auch kleine Schokofiguren versteckt.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er wurde der Adventskalender immer günstiger und damit für jeden erschwinglich – der Beginn eines Siegeszugs durch die gesamte Republik begann. Auch heute gibt es sie immer noch, die Schoko-Adventskalender. Allerdings müssen sie nicht mehr unbedingt christliche oder weihnachtliche Motive zeigen. Einige Varianten zeigen bekannte Figuren aus Film und Fernsehen.

Manche Eltern geben sich viel Mühe mit dem Adventskalender und basteln ihn selbst aus kleinen Säckchen oder anderen Utensilien in die kleine Geschenke gesteckt werden. Aber auch hier gibt es natürlich käufliche Varianten zum Selbstbefüllen. Die Jutebeutel an der Schnur stammen übrigens ursprünglich aus Skandinavien. Der Adventskalender ist also längst nicht mehr nur in Deutschland zu finden. Auch andere Nationen haben ihn fest in ihre Weihnachtsbräuche integriert. Im technischen Zeitalter darf natürlich die Online-Variante nicht fehlen. Viele Websites bieten Adventskalender mit Schnäppchen an. Damit ist dieser Brauch nicht nur was für Kinder, sondern auch etwas für Erwachsene, die beim Weihnachtsshopping sparen wollen.

Auch öffentliche Gebäude werden zum Adventskalender

Da die Adventskalender stellvertretend für die Vorfreude auf Weihnachten stehen, wurde aus dem privaten Brauch ein ganz öffentlicher. Gerade an Plätzen, auf denen Weihnachtsmärkte zu finden sind, gibt es häufig auch Adventskalender in XXL. Feierlich werden täglich vor Publikum die Tore geöffnet. Dabei kommt es auch vor, dass Rathäuser oder andere Gebäude in überdimensionale Kalender verwandelt werden. Hier treten dann mitunter Laienschauspieler als Nikolaus, Engel und Co. auf und verbreiten die weihnachtliche Botschaft. Manchmal dürfen sich Auserwählte auch ein kleines Geschenk abholen.

Fazit: Der Adventskalender ist kaum 200 Jahre alt, aber gehört trotzdem einfach zum Weihnachtsfest dazu. Seine Geschichte ist höchst interessant und zeigt, dass Bräuche sich mit der Zeit verändern können und vom jeweiligen Zeitgeist geprägt werden. Viele Menschen haben Einfluss auf den Kalender genommen, der die Zeit bis zum Fest der Liebe versüßen soll. Heute gibt es zahlreiche klassische, aber auch moderne Varianten. Selbst Gebäude werden im Advent zu Kalendern umfunktioniert.