Der Untergang der Titanic - Bildquelle: Willy StöwerDer Untergang der Titanic © Willy Stöwer

Die Jungfernfahrt der Titanic: Start in Southampton

Die Titanic war das Prestige-Projekt schlechthin der britischen Reederei White Star Line. Der luxuriöse Koloss war rund 269 Meter lang, 28 Meter breit und 53 Meter hoch. Die Sicherheitsausstattung wurde als Wunder der Technik gehandelt – mit ihren vollautomatischen Wasserschutztüren an den 16 wasserdicht abschottbaren Kammern hieß es, sei das Schiff „praktisch unsinkbar″. Die Ausstattung war an Luxus und Komfort kaum zu überbieten: Vor allem für die Passagiere der ersten Klasse, aber auch für die Passagiere der dritten Klasse ließ die Inneneinrichtung kaum Wünsche offen.

Ausgebucht war die Titanic trotzdem nicht, als sie in Southampton am Mittwoch, dem 10. April 1912, in See stach. Sie war zwar als „größtes Schiff der Welt″ beworben worden, doch ihr Schwesternschiff, die Olympic, hatte ihr zehn Monate zuvor die Show gestohlen. Zudem war man verunsichert aufgrund eines langen Kohlestreiks. Trotzdem: Mehr als 1.300 Passagiere befanden sich an Bord, darunter Multimillionär John Jacob Astor IV, der Geschäftsmann Benjamin Guggenheim und der Schriftsteller Jacques Futrelle. Hinzu kamen rund 900 Besatzungsmitglieder. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, dass das Schiff sein Ziel New York niemals erreichen würde.

Fahrt über den Atlantik: Noch ist alles gut

Am frühen Abend des 10. April 1912 legte die Titanic in Frankreich, im Hafen von Cherbourg an. 22 Passagiere gingen von Bord – sie hatten nur den Kanal überqueren wollen – und entkamen damit ihrem Tod. 274 Passagiere stiegen hinzu. Am nächsten Tag ankerte das Schiff um die Mittagszeit vor dem irischen Queenstown und nahm noch mehr Passagiere auf: Auswanderer, die in Amerika ihr Glück versuchen wollten, und sich das Geld für ein Ticket in der dritten Klasse mühsam zusammengespart hatten. Dann machte sich die Titanic auf der Nordatlantikroute auf den Weg nach New York. Geplant war die Ankunft für den 17. April 1912. Der direkte Weg hätte durch den kalten Labradorstrom geführt. Um dem erhöhten Eisrisiko zu entkommen, fuhr das Schiff daher über die südliche Route Richtung Westen.

Eisberg voraus! Die Katastrophe nimmt ihren Lauf

Es gab mehrere Funksprüche, die vor Eisbergen und Eisfeldern auch auf diesem Teil des Weges warnten. Dennoch hatten alle Verantwortlichen die Gefahr unterschätzt. Die Funker hatten alle Hände voll zu tun, private Telegramme zu übermitteln und nicht alle Eiswarnungen wurden an die Brücke herangetragen. Gegen Vorschriften verstießen sie damit nicht, für die Führung eines Schiffs galt die damals noch junge Funktechnik als vernachlässigbar. Überlebende berichteten, dass zwar jeder Offizier das Eisbergrisiko kannte, jedoch nur zu einem Teil. Sie hatten versäumt, ihre Informationen auszutauschen, und so war niemandem das Ausmaß der Katastrophe bewusst, die sich immer unausweichlicher anbahnte.

Am Sonntag, dem 14. April 1912 um etwa 23:40 Uhr war es soweit: Ausguck Frederick Fleet sah den Eisberg, direkt voraus, und läutete die Alarmglocke, dreimal. Er rief sofort auf der Brücke an und warnte den 6. Offizier James P. Moody. Währenddessen nahm sein Kollege Reginald Lee wahr, wie sich die Titanic beidrehte  – auf der Brücke hatte der wachhabende Offizier den Eisberg wohl ebenfalls entdeckt und ein Umrundungsmanöver eingeleitet. Doch zu spät: Der Eisberg war schon zu nah dran, das Schiff rammte ihn mit seiner vorderen Steuerbordseite, der Bug wurde beschädigt, das Vorschiff lief voll Wasser. Dies geschah so schnell, dass die ausgeklügelte Sicherheitsausstattung nichts nützte.

Frauen und Kinder zuerst! Evakuierung der Titanic

Gegen 0:05 Uhr in der Nacht zu Montag, dem 15. April 1912 entschloss sich Kapitän Smith zur Evakuierung, zehn Minuten später erteilte er den Funkern Harold Bride und Jack Phillips den Befehl, den Notruf SOS an andere Schiffe zu senden. Der Schiffsarchitekt Thomas Andrews hatte zuvor einen schnellen Untergang prophezeit, nachdem er und der Kapitän den Schaden begutachtet hatten. Antwort bekamen sie von der Carpathia, diese brauchte jedoch vier Stunden bis zur Unglücksstelle.

Um 0:45 Uhr wurde das erste Rettungsboot ins Wasser gelassen. Die Evakuierung erklärten die Offiziere und Stewards den Passagieren als „Bootsmanöver″ auf Befehl des Chefoffiziers Henry T. Wilde. Er wollte wohl vermeiden, dass Panik ausbrach. Der Grundsatz lautete „Frauen und Kinder zuerst!″, was der zweite Offizier Charles Lightoller auf der Backbordseite besonders streng auslegte, der erste Offizier Murdoch auf der Steuerbordseite jedoch lockerer nahm. Teilweise waren die Rettungsboote nicht einmal voll besetzt, als man sie zu Wasser ließ. Einerseits wirkte die Titanic lange Zeit noch stabil, andererseits befürchteten die Offiziere, dass die Rettungsboote zu zerbrechlich wären, um ihre vollen Kapazitäten auszuschöpfen.

Bilanz der Schiffstragödie: Überlebende und Opfer

Zwei Stunden mussten die geretteten Passagiere in den Rettungsbooten ausharren, bevor die Carpathia ihnen gegen 4:10 Uhr zu Hilfe eilte. Nicht alle Menschen, die an Bord geblieben waren, starben auch dort und nicht alle ertranken. Viele erfroren in dem eisigen Wasser. Am Ende waren es etwa 1.517 Opfer, die der Zusammenstoß mit dem Eisberg gefordert hatte. Tatsächlich waren vor allem Frauen und Kinder sowie Passagiere der ersten Klasse gerettet worden. Insgesamt überlebten rund 700 Menschen die Katastrophe. Millvina Dean, die letzte Überlebende des Schiffsunglücks und zur Zeit des Untergangs noch ein Baby, starb im Alter von 98 Jahren am 31. Mai 2009 in einem Seniorenheim.

Fazit: Der Untergang der Titanic gilt als Sinnbild für die menschliche Überheblichkeit, die ihren Tribut forderte. Nur knapp 700 Menschen überlebten im April 1912 auf der Titanic eine der bekanntesten Schiffskatastrophen der Geschichte, mehr als doppelt so viele starben einen qualvollen Tod. Ein Zusammenspiel von Ignoranz, schlechter Kommunikation, ungenügender Organisation und einer Verkettung unglücklicher Umstände endete fatal –  wer genau Schuld daran war, lässt sich im Nachhinein kaum noch aufklären.