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INHALTSÜBERSICHT

LUNGENPROBE

Die sogenannte Lungenschwimmprobe wird seit dem 17. Jahrhundert bei Obduktionen durchgeführt. Schon früh entdecken Mediziner, dass es Unterschiede in der Beschaffenheit von Lungen toter und lebender Tiere gibt: Während beatmete Lungen in Wasser schwimmen können, gehen unbeatmete Lungen unter.

Der Fall Anna Voigt

Diese Erkenntnis findet mit dem Fall Anna Voigt ihren Einzug in die forensische Praxis: Das Neugeborene der 15-jährigen Anna Voigt wird im Oktober 1681 tot aufgefunden. Auf Kindstötung als Kapitalverbrechen steht damals die Todesstrafe. Die Mutter beteuert jedoch, das Kind tot geboren und es aus Scham vergraben zu haben. Stadtarzt Dr. Johann Schreyer nimmt die Obduktion vor – und führt die Lungenprobe durch. Dabei stellt sich heraus, dass das Kind tatsächlich tot geboren wurde. So entgeht Anna Voigt der Todesstrafe und die Lungenschwimmprobe wird als vor Gericht zulässiges Beweismittel eingeführt.

FOTOGRAFIE

Die aufkommende Fotografie wird im 19. Jahrhundert zunehmend auch für die Aufklärung von Verbrechen genutzt: Zum einen zum Erfassen von Verdächtigen und Straftätern und zum anderen zur Spurensicherung an Tatorten. Seit den 1860er Jahren legen die Ermittler deutschlandweit in allen größeren Städten ein sogenanntes Verbrecheralbum an, das erstmals eine indirekte Gegenüberstellung von Opfern und Tätern ermöglichte.

FINGERABDRUCKVERFAHREN (DAKTYLOSKOPIE)

Bereits im 17. Jahrhundert wird das erste Mal die Einzigartigkeit von menschlichen Fingerabdrücken beschrieben. Der eigentliche Durchbruch gelingt allerdings erst über ein Jahrhundert später: 1888 beschreibt der Naturforscher und Genetiker Sir Francis Galton erstmals die sogenannte Minutia-Eigenschaft von Fingerabdrücken. Diese sagt aus, dass die charakteristischen Linien der Fingerkuppen, auch Papillarlinien genannt, individuell einmalig sind.

Um diese neue Information auch kriminaltechnisch einsetzen zu können, entwickelt der britische Forscher Edward Henry ein nach ihm benanntes System, mit dem Fingerabdrücke nach bestimmten Kriterien klassifiziert werden können. Dadurch können verschiedene Abdrücke miteinander verglichen werden.

Indien nutzt das neue Verfahren ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Einteilung der einheimischen Bevölkerungsgruppen. Die britische Kolonialregierung hat Schwierigkeiten bei der Unterscheidung, was insbesondere bei der Verteilung von Löhnen und in der Krankenbetreuung immer wieder zu Problemen führt. Da ist die Identifikation anhand von Fingerabdrücken ein willkommenes Verfahren, um diesen Prozess zu vereinfachen.

In der Kriminaltechnik hält das unter dem Fachbegriff Daktyloskopie mittlerweile standardmäßig eingeführte Fingerabdruckverfahren erstmals in Argentinien Einzug. Nachdem 1892 in La Plata weltweit erstmals ein Doppelmord mit Hilfe eines Fingerabdrucks aufgeklärt werden kann, sorgt der Kriminologe Ivan Vučetić für die landesweite Einführung des Verfahrens und gründet das Büro für Statistik und Erkennungswesen. Argentinien ist somit das erste Land der Erde, das das Fingerabdruckverfahren als Identifizierungssystem einführt.

In Deutschland wird die Daktyloskopie erstmals 1903 am Polizeipräsidium Dresden eingeführt.

DNA-Analyse

Am 10. September 1984 entdeckt der britische Genetiker Alec Jeffreys auf der Suche nach einer Methode zur Früherkennung von Erbkrankheiten einen DNA-Bestandteil, der jeden Menschen mit absoluter Sicherheit identifizieren kann. Dieser Bestandteil ist wie ein Fingerabdruck bei jedem Menschen anders aufgebaut und kann so einer bestimmten Person direkt zugewiesen werden. Jeffreys forscht an seiner Entdeckung weiter und findet auch eine Methode, die DNA-Stränge zu zerlegen und die relevanten Abschnitte sichtbar zu machen. Wenige Jahre nach seiner bahnbrechenden Entdeckung kann 1987 zum ersten Mal in der Geschichte ein Mordfall durch eine erfolgreiche DNA-Analyse aufgeklärt werden.

Der Fall Colin Pitchfork

Im November 1983 wird die 15-jährige Lynda Mann im englischen Narborough vergewaltigt und erdrosselt aufgefunden. Die Polizei kann zwar eine Spermaprobe sicherstellen, aufgrund fehlender Beweise bleibt der Fall aber zunächst ungelöst. Drei Jahre später wird erneut ein 15-jähriges Mädchen, Dawn Ashworth, vergewaltigt und erdrosselt. Gefundene Spermaproben stimmen mit dem Profil der ersten Tat überein.Ein Vergleich der in den beiden Taten sichergestellten DNA-Proben ergibt schließlich, dass beide Mädchen vom gleichen Täter getötet wurden. In der Folge der Ermittlung werden 5.000 einheimische Männer um eine freiwillige Blut- oder Speichelprobe gebeten, doch auch diese Maßnahme bleibt vorerst ergebnislos.

Erst ein Jahr später gelingt den Ermittlern der entscheidende Durchbruch. Eine Frau hat ein Gespräch mitgehört, in dem ein Bäckerei-Angestellter behauptet, Geld dafür erhalten zu haben, seine eigene DNA-Probe als die seines Kollegen Colin Pitchfork auszugeben. Und tatsächlich: Bei einer Durchsuchung in Pitchforks Haus wird eine Probe gefunden, die mit der bei den Opfern gefundenen DNA übereinstimmt. Pitchfork ist zweifelsfrei als Mörder überführt.   

Seitdem hat sich die DNA-Analyse als Ermittlungsmethode für das Aufklären von Verbrechen etabliert. Seit 1998 gibt es beim Bundeskriminalamt in Deutschland eine DNA-Analyse-Datei, die mittlerweile die genetischen Details von mehr als 782.000 Personen listet (Stand 2013, BKA). Mithilfe dieser Datei wurden bisher 1.358 Tötungsdelikte, 2.366 Sexualstraftaten, 8.201 Fälle von Raub oder Erpressung und 94.194 Diebstähle aufgeklärt.

ISOTOPENANALYSE

Auch im 21. Jahrhundert gibt es immer wieder bahnbrechende Erfindungen, die die gängigen Praxen zur Verbrechungsaufklärung revolutionieren. Dazu zählt auch die Isotopenanalyse. Mit diesem Verfahren ist es möglich, geografische Herkünfte eines Menschen zu bestimmen.

So geschehen im Herbst 2011: Ein Spaziergänger entdeckt am Ufer eines Flusses die Überreste einer männlichen Leiche. Die Polizei ist auch mithilfe einer DNA-Analyse und der Fingerabdrücke nicht in der Lage, den Toten zu identifizieren. Ratlos wenden sie sich an eine forensische Biologin, die auf das Gebiet der Isotopenanalyse spezialisiert ist. Sie hat eine spezielle Methode entwickelt, um die Herkunft einer Person bestimmen zu können. Dieser Vorgang basiert darauf, dass viele chemische Elemente nur in mehreren stabilen Formen vorkommen, sogenannten Isotopen. Die Anteile dieser Isotope unterscheiden sich von Ort zu Ort und gelangen durch die Luft, die wir atmen, und die Nahrung, die wir zu uns nehmen, in den Körper, wo sie sich ablagern.

Wenn man diese Gemische analysiert, kann man Rückschlüsse auf die geografische Herkunft einer Person ziehen. So lässt sich beispielsweise feststellen, ob jemand in Meernähe gewohnt oder sich hauptsächlich von einer bestimmten Sorte Lebensmittel ernährt hat.

Im Fall der unbekannten Leiche konnte diese Isotopenanalyse den entscheidenden Hinweis geben: Sie ergab, dass die Person zuletzt längere Zeit in Deutschland verbracht und sich primär von asiatischen Produkten ernährt hatte. Auf Basis dieser Ergebnisse durchsuchten die Ermittler die Vermisstenkartei auf eine Person mit asiatischen Wurzeln – und wurden fündig.

3D-LASERSCAN

Eine der neuesten Entwicklungen im Bereich der Tatort-Erfassung ist die dreidimensionale Darstellung des Tatorts mithilfe eines 3D-Laser-Scanners. Durch Referenzpunkte, die in dem Bild platziert werden müssen, kann die Aufnahme zu einem 3D-Modell kombiniert werden, das sich aus jedem Winkel betrachten lässt.

Das funktioniert allerdings nicht nur bei Orten. Auch die bei einer Körperverletzung oder versuchten Tötung bei einem Opfer betroffenen Körperteile lassen sich so in ein millimetergenaues, maßstabgetreues 3D-Modell verwandeln. So kann es schon einmal sein, dass vor Gericht der Schädel eines Opfers mit der exakten Einschussstelle präsentiert wird, während das Opfer lebendig daneben sitzt.