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TORNADO, TWISTER, WINDHOSE

Ein Tornado ist ein Luftwirbel, der sich bildet, wenn sich unterschiedlich warme Luftmassen übereinander schieben und in Rotation geraten. Die Luft, die vom Boden aus nach oben kreist, kann dabei Geschwindigkeiten von mehreren Hundert km/h erreichen. Die größten Tornados sind mehr als einen Kilometer breit und richten noch im Umkreis von mehreren Hundert Metern Zerstörungen an. Zum Glück werden die höchsten Tornado-Stufen aber selbst in extrem gefährdeten Regionen nur selten erreicht.

Im amerikanischen Sprachgebrauch ist der Begriff „Twister“ üblich. Im Deutschen werden zwei Ausdrücke verwendet, die auf den Ort verweisen, an dem sich ein Tornado gebildet hat. Der Luftwirbel ist dann entweder eine Windhose (über Land) oder aber eine Wasserhose (über dem Meer oder einem Binnengewässer). Das Phänomen, das mit unterschiedlichen Namen beschrieben wird, ist aber immer das gleiche.

ENTSTEHUNG EINES TORNADOS

Die meisten starken Tornados entstehen aus einem Wetterphänomen, das Meteorologen als Superzelle bezeichnen. Bei einer Superzelle handelt es sich um eine ausgedehnte und langlebige Gewitterwolke, die sich in Rotation befindet. Die Wetterlage wird unter diesen Bedingungen gefährlich, wenn sich feuchtwarme Luftmassen in unteren Schichten der Atmosphäre und kalte Luftschichten aus der höheren Atmosphäre treffen. Durch den Temperaturunterschied drängen die unteren Luftmassen nach oben. Die Aufwärtsbewegung ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für einen Tornado.

Wenn starke Winde in hohen Lagen hinzukommen, geraten die Luftmassen in schnellere Rotation und es entsteht ein eng begrenztes Tiefdruckgebiet. Wenn der Wirbel aus aufwärts strömender Luft den Boden erreicht, ist er zu einem Tornado geworden. Obwohl besonders starke Tornados ihren Ursprung meist in Superzellen haben, können sich schwächere Windhosen auch bei normalen Gewittern bilden.

EINTEILUNG NACH DER FUJITA-SKALA

Um Tornados zu klassifizieren, wird besonders in den USA die Fujita-Skala verwendet. Sie wurde von dem japanischen Wissenschaftler Tetsuya Theodore Fujita entwickelt, um die Intensität eines Tornados nachträglich zu ermitteln. Da es fast nie möglich ist, die Windgeschwindigkeiten direkt zu messen, gehört die Art der Verwüstungen zu den wichtigsten Anhaltspunkten für die Klassifizierung. Jeder Tornado-Stufe ist daher einer Beschreibung typischer Schäden zugeordnet, die Rückschlüsse auf die Windgeschwindigkeiten zulassen.

Die Stufen der Fujita-Skala nach Windgeschwindigkeiten:

  • F0: 63-117 km/h
  • F1: 118-180 km/h
  • F2: 181-253 km/h
  • F3: 254-332 km/h
  • F4: 333-418 km/h
  • F5: 419-512 km/h

Ein Tornado der Stufe F0 verursacht lediglich kleinere Schäden, zum Beispiel abgebrochene Äste, während ein F3-Tornado bereits LKW umwirft. Ein F5-Tornado entwickelt eine zerstörerische Kraft, die sogar den Asphalt von Straßen reißen kann. Typisch amerikanische Holzhäuser werden von ihm völlig zerstört.

Die gesamte Fujita-Skala reicht bis zur Stufe F12, allerdings existieren alle Stufen oberhalb von F5 nur in der Theorie. Tornados mit höheren Windgeschwindigkeiten wurden noch nie bestätigt, obwohl es bereits Verdachtsfälle für mögliche F6-Tormados gab.

 

DIE TORNADO ALLEY IN DEN USA

Allein in den USA werden jährlich rund 1.000 Tornados registriert, die meisten davon im Gebiet der "Tornado Alley". Diese Region erstreckt sich über große Teile der "Great Plains" im mittleren Westen und zieht sich durch mehrere Bundesstaaten. Die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen eines Tornados ist nirgendwo auf der Welt höher als hier, denn es gibt keine großen Gebirge, die Luftmassen von unterschiedlicher Temperatur trennen können.

TORNADOS IN EUROPA

Ganz anders sieht die Situation in Europa aus: Die Höhe der Gebirge ist ein Grund dafür, dass Tornados hier weniger zahlreich sind und nur selten über die Stufe F3 hinausgehen. Trotzdem ist diese Art von Sturm in Europa keine Ausnahme, sondern in vielen Ländern eine wiederkehrende Gefahr. Die meisten Tornados weltweit, gemessen an der Fläche des Staates, treten in Großbritannien auf. Der Durchschnitt liegt dort bei rund 40 bis 50 Fällen pro Jahr.

Einem häufigeren Auftreten von Tornados stehen in Europa ganz wesentlich die Alpen im Weg. Sie verhindern, dass Luftmassen aus Nord und Süd aufeinandertreffen, und auch die europäischen Mittelgebirge senken die Tornadogefahr. Die Stürme häufen sich vor allem in einem Streifen Mitteleuropas und treten außerhalb dieser Kernzone deutlich seltener auf. Trotzdem sind fast alle Länder Europas zumindest vereinzelt von dem Wetterphänomen betroffen.

Europaweit entstehen Tornados am häufigsten auf der Achse zwischen Südengland, Frankreich, Deutschland und Polen. In Deutschland gehen sie zumeist nicht über die Stufe F2 hinaus, nur in seltenen Fällen erreichen sie die Stufe F3. Die letzten Tornados der Stärke F4 fegten vermutlich 1968 durch Pforzheim und 1979 durch Brandenburg. Laut dem Deutschen Wetterdienst lassen sich in Deutschland jährlich 20 bis 60 Tornados nachweisen.